Dauerhafte Ultrafeinstaub-Messungen in Rheinland-Pfalz

Ministerin Eder: Ergebnisse zeigen keine erhöhten Konzentrationen durch Flugverkehr im Mainzer Stadtgebiet

„Im Sinne des Schutzes von Mensch und Umwelt ist es mir wichtig, dass alle schädlichen Luftschadstoffe kontinuierlich gemessen werden – dazu gehört auch Ultrafeinstaub – kurz UFP. Deswegen wird es entsprechend der aktuellen EU-Luftqualitätsrichtlinie auch in Rheinland-Pfalz künftig dauerhafte UFP-Messungen geben. Das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz rüstet hierfür kurz- und mittelfristig insgesamt drei Messstationen des Landesmessnetzes ZIMEN mit entsprechenden UFP-Messsets aus“, sagte Umweltministerin Katrin Eder anlässlich der Veröffentlichung des finalen Abschlussberichts zu UFP-Messungen in Mainz Hechtsheim. Mit den ersten Messungen ist Mitte 2026 zu rechnen. Um einen guten Überblick über die Belastungen zu bekommen, werden die Standorte so ausgewählt, dass sowohl der Hintergrund als auch ein lokaler „Hot Spot“ (verkehrs- und industrienah) abgedeckt wird. 

„Ich lege Wert darauf, dass auch in Mainz Messstationen entsprechend ausgerüstet werden. Hier kann durch die Lage der Stationen die UFP-Belastung im städtischen Hintergrund, beispielsweise durch Heizungen, und Straßenverkehr hinreichend abgebildet werden. Diese Quellen spielen in Rheinland-Pfalz bei der UFP-Belastung eine besondere Rolle“, erläuterte Eder.

Zwischen März 2023 und April 2024 wurden in Mainz-Hechtsheim Messungen von Ultrafeinstaub (Messgröße Partikelanzahlkonzentration für 10 nm und größer) und weiterer Schadstoffe durchgeführt. Der nun vorliegende Abschlussbericht der gemeinsamen Messungen des Landesamtes für Umwelt Rheinland-Pfalz (LfU) und des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) zeigt klar auf, dass die UFP-Konzentrationen in Mainz-Hechtsheim deutlich niedriger liegen als an anderen Messstellen des hessischen Messnetzes im Rhein-Main-Gebiet. Die Ergebnisse sind vielmehr typisch für ein Wohngebiet des städtischen Hintergrunds. Auch treten kurzfristige, hohe Konzentrationswerte in Mainz-Hechtsheim deutlich seltener auf als beispielsweise an den Messstellen in Raunheim und Frankfurt-Schwanheim. 

Die Luftschadstoffsituation am Messstandort Mainz-Hechtsheim wird überwiegend durch Quellen im Mainzer Stadtgebiet dominiert. Dabei ist vor allem der lokale Straßenverkehrseinfluss, der Betrieb von privaten Heizungsanlagen in der kälteren Jahreszeit zu nennen sowie Außenaktivitäten (zum Beispiel Grillen, Grünpflege) und landwirtschaftliche Tätigkeiten in den wärmeren Monaten. 

Weiterhin haben die Messungen – auch unter Berücksichtigung der Windrichtungen –  ergeben, dass die Orientierungswerte für hohe Partikelanzahlkonzentrationen nach aktuellen WHO-Kriterien weitestgehend nicht überschritten werden. Im Vergleich zu den HLNUG-Messstationen in Raunheim, Frankfurt-Schwanheim und Frankfurt Friedberger-Landstraße ist die Partikelanzahlkonzentration hier deutlich niedriger. Die Ergebnisse einer Quellenanalyse deuten auf eine Überlagerung von Partikelemissionen überwiegend aus dem Kfz-Verkehr (Schwerpunkt A60/B9; Weisenauer Brücke) und regionaler Verfrachtung von Emissionen beispielsweise von Industrie, Verkehr, Landwirtschaft sowie dem Betrieb des Flughafen Frankfurt hin. Weitere Untersuchungen haben darüber hinaus gezeigt, dass Überflüge von Flugzeugen (Überflughöhe circa 1.000m) die Partikelanzahlkonzentration in Mainz-Hechtsheim nicht beeinflussen.

Zum aktuellen Zeitpunkt existieren weder einheitliche Messverfahren noch gesetzliche Grenz- oder Zielwerte für UFP. Dennoch gibt es Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur allgemeinen Einstufung von UFP-Konzentrationen. Laut deren Luftgüteleitlinien war die UFP-Konzentration in Mainz-Hechtsheim nur selten als hoch einzuschätzen. Der Stundenmittelwert war in Mainz-Hechtsheim in zwei Prozent der erfassten Stunden höher als der WHO-Orientierungswert von 20.000 Partikel pro cm³. Der Tagesmittelwert liegt an elf Prozent der gemessenen Tage über dem Orientierungswert von 10.000 Partikel pro cm³. Im Vergleich zu den anderen UFP-Messstellen im Rhein-Main-Gebiet ist dies deutlich seltener. So wird beispielsweise der Orientierungswert für das Tagesmittel in Frankfurt-Schwanheim an mehr als jedem zweiten Tag überschritten.

Es ist dennoch geboten, die Belastungen von Ultrafeinstaub allein aufgrund möglicher gesundheitlicher Auswirkungen in den Blick zu nehmen. Durch ihre geringe Größe können sie unter anderem besonders tief in die Lunge eindringen und in den Blutkreislauf gelangen. Daher ist es wichtig, die Belastungen durch die verschiedenen Quellen in den Blick zu nehmen. Mit den künftigen UFP-Messungen wird Rheinland-Pfalz im Sinne des Schutzes von Mensch und Umwelt weiter vorangehen.  (Pressemitteilung des MKUEM vom 6.10.2025)

Zum Abschlussbericht
 

Der rote Messcontainer steht auf einer Wiese vor Wohnhäusern.
Der Messcontainer bei Inbetriebnahme in Mainz-Hechtsheim

Hintergrund

Als ultrafeine Partikel (UFP) beziehungsweise Ultrafeinstaub werden alle Partikel mit einem Durchmesser kleiner als 100 Nanometer (nm) bezeichnet. Sie bilden damit die kleinsten festen und flüssigen Teilchen in unserer Luft. Ultrafeine Partikel entstehen als Produkt aus gasförmigen Vorläufern und während Verbrennungsprozessen. Ab-hängig von ihrer jeweiligen Quelle, weisen UFP sehr unterschiedlichen chemische und physikalische Eigenschaften auf. Sie stellen eine Teilmenge des Feinstaubs dar, tragen aber aufgrund ihrer geringen Größe kaum zur Massenkonzentration der Feinstaubfraktionen PM10 oder PM2,5 bei.
Die hier beschriebenen Messungen in Mainz-Hechtsheim fanden im Rahmen eines Kooperationsvertrages zwischen dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz (LfU) und dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) statt. Dieses Projekt wurde vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität bezuschusst.