Gewässerentwicklungsflächen

Die Fließgewässer in Rheinland-Pfalz sind in der Vergangenheit begradigt, verkürzt und stark eingeengt worden. Daraus resultiert die hier weit verbreitete Tiefenerosion sowie die Struktur- und Habitatarmut, die nach der Verringerung stofflicher Belastungen als wesentliche Ursache für die Nichterreichung des von der EG-Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) geforderten „guten ökologischen Zustandes“ anzusehen sind. Für das Erreichen der Ziele der EG-WRRL muss vielen Fließgewässern deshalb Entwicklungsraum zurückgegeben werden, damit sich Gewässerprofil und Morphologie Gewässertyp-spezifisch an die hydrologischen Bedingungen anpassen können und so die notwendigen Habitatbedingungen entstehen. Dieser Entwicklungsraum ist darüber hinaus multifunktional, beispielsweise für den Wasserrückhalt, den Schadstoffrückhalt, den Grundwasserhaushalt, die typischen Auenbiotope, den Naturschutz sowie die Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft, nicht zuletzt auch für Naherholung und Tourismus.

Das LfU hat eine Methode zur naturwissenschaftlichen Ermittlung des potentiell natürlichen gewässertypspezifischen Flächenbedarfs entwickelt, der nachfolgend als Gewässerentwicklungsflächen bezeichnet wird. Für dessen Berechnung wurde zunächst in Abhängigkeit des morphologischen Gewässertypen für jeden 100m-Abschnitt die heutige potentiell natürlichen Gewässerbreite ermittelt. Basierend auf dieser Gewässerbreite wurde die Schwingungsamplitude (die Breite, in der die Gewässerachse mäandriert) berechnet, die den Flächenbedarf quasi bestimmt. Im letzten Berechnungsschritt wurde diese Fläche an den Talrändern gekappt, da nicht von einer Gewässerentwicklung über den Talrand hinaus auszugehen ist (s. Abb.). 

Eine beispielhafte Karte, in der die potentiell natürliche Gewässerbreite und die potenziell natürliche Entwicklungsfläche eines Gewässers dargestellt ist. Der Gewässerverlauf ist vereinfacht dargestellt.

Es wurde naturwissenschaftlich abgeleitet, dass 70% der potentiell natürlichen Gewässerentwicklungsflächen ausreichend wären, um den guten ökologischen Zustand zu erreichen. Deshalb wurden auch diese reduzierten Gewässerentwicklungsflächen berechnet.
Die potentiell natürlichen Gewässerbreiten und die beiden Varianten der Gewässerentwicklungsflächen können als Orientierungswerte bei der Bearbeitung von Gewässerentwicklungskonzepten, Gewässerrückbauprojekten und Gewässerrenaturierungen dienen. Sie dienen der Bewertung der örtlichen Bedingungen und Restriktionen und daraus ableitbaren Entwicklungszielen. Zielgruppe sind insbesondere die Mitarbeiter der Wasserwirtschaftsverwaltung und der Maßnahmenträger sowie deren Beauftragte.
 

In einem drei-stufigen Schema werden die Ermittlungsschritte der Gewässerentwicklungsflächen gezeigt.
Das Schema für die Berechnungsschritte der Gewässerentwicklungsflächen.

Fachdaten

Auf Anfrage unter E-Mail Abteilung-5(at)lfu.rlp.de können Sie bei uns Karten der Gewässerentwicklungsflächen in einem Gebiet und einen Bericht zur Methodik der Ermittlung der Gewässerentwicklungsflächen erhalten.