Monitoring der Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert (HNV-Farmland-Monitoring)

Ernstberg im Vulkaneifelkreis, T. Weber

In der modernen Kulturlandschaft sind naturnahe Landschaftselemente und extensiv genutzte Agrarflächen von besonderer Bedeutung für die biologische Vielfalt. Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert (High Nature Value Farmland; HNV-Farmland) verfügen in der Regel nicht nur über eine insgesamt höhere Artenvielfalt, sondern beherbergen oft auch seltenere und spezialisierte Tier- und Pflanzenarten, welche in der intensiv genutzten Agrarlandschaft keine Überlebenschancen mehr haben. Zu diesen Flächen gehören zum Beispiel artenreiches Grünland, extensiv bewirtschaftete Äcker und Weinberge sowie Streuobstflächen. Auch für die Agrarlandschaft typische Landschaftselemente wie Hecken oder Trockenmauern zählen zu den Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert. Diese bieten zusätzliche Lebensräume für viele Arten.

Seit 2009 führen Bund und Länder deutschlandweit ein gemeinsames Monitoring der Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert (HNV-Farmland-Monitoring) durch. Hierbei wird der Anteil der Landwirtschaftsfläche mit hohem Naturwert im Verhältnis zur gesamten landwirtschaftlichen Fläche erfasst. Aus den erhobenen Daten wird der HNV-Farmland-Indikator errechnet. Dieser zeigt die Entwicklung der Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert im zeitlichen Verlauf, also wie sich die landwirtschaftliche Fläche hinsichtlich ihres ökologischen Zustands verändert. In der Biodiversitätsstrategie Rheinland-Pfalz stellt der HNV-Wert einen der Indikatoren für Naturschutz durch landwirtschaftliche Nutzung dar.
 

Methodik

Die Erfassung des HNV-Farmland-Indikators wird bundesweit nach einheitlicher Methodik auf Stichprobenflächen (1 x 1 km) durchgeführt, die vom statistischen Bundesamt zufällig gezogen wurden. In Rheinland-Pfalz wird der HNV-Farmland-Indikator seit 2009 auf 55 Stichprobenflächen erfasst. Seit 2022 werden 132 Stichprobenflächen kartiert, dadurch steigt die Aussagekraft der Ergebnisse auf Landesebene. Durch beauftragte Kartierbüros werden jährlich ein Viertel der Stichprobenflächen kartiert, ein vollständiger Erhebungsdurchgang dauert somit 4 Jahre. Die Kartierungen beginnen Anfang bis Mitte Mai, in Stichprobenflächen mit Weinanbau bereits ab Mitte April.

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) übernimmt die Qualitätssicherung durch regelmäßig stattfindende Kartierungsschulungen, jährlichen Kontrollkartierungen, eine fachlich-technische Prüfung und eine visuelle Kontrolle anhand aktueller Luftbilder. Seit 2023 steht außerdem ein digitales Eingabewerkzeug zur Verfügung, welches die Abgabe der Kartierergebnisse vereinfacht und durch verschiedene Kontrollvorgänge einen weiteren wichtigen Beitrag zur Sicherung der Datenqualität leistet.

Die Kartierenden erfassen innerhalb der Stichprobenflächen alle Offenlandstrukturen der Agrarlandschaft (Nutzflächen ebenso wie Landschafts- und Strukturelemente), welche die HNV-Farmland-Kriterien erfüllen. Dabei werden Lebensräume nicht im Detail aufgenommen, sondern eine vereinfachte Erfassungsmethodik verwendet. 

Bei der Erfassung wird zwischen folgenden Haupttypen unterschieden:

  • Nutz- und Lebensraumflächen, wie Grünland, Streuobst-, Acker-, Reb- und Brachflächen sowie sonstige Lebensräume des Offenlandes mit geringer Nutzungsintensität 
  • Landschaftselemente, wie beispielsweise Hecken, Einzelbäume, Naturstein- und andere Trockenmauern, Sand-, Lehm- und Lößwände, Kleingewässer oder unbefestigte Wege

Alle HNV-Elemente werden einer standardisierten Bewertung unterzogen und einer von drei möglichen Qualitätsstufen zugeordnet. Zur Bewertung von Nutz- und Lebensraumflächen wird das Vorkommen bestimmter Pflanzenarten (Kennarten) verwendet. Für Landschaftselementen erfolgt die Bewertung anhand typenspezifischer Kriterien für Arten- und Strukturvielfalt.

Iäußerst hoher Naturwert
IIsehr hoher Naturwert
IIImäßig hoher Naturwert

Im Anschluss an die Erfassung im Gelände werden die HNV-Flächen digitalisiert und eine quantitative und qualitative Auswertung für die Probeflächen durch das BfN vorgenommen. 

Die Erfassungsanleitung sowie weitergehende Informationen finden Sie auf der Homepage des BfN.
 

Ergebnisse

Der Anteil der Landwirtschaftsfläche mit hohem Naturwert an der Agrarlandschaft unterliegt nur leichten Schwankungen und bewegt sich zwischen 14 % und 16 %. Die Betrachtung nach Qualitätsstufen zeigt, dass der Anteil der Agrarlandschaftsfläche mit äußerst hohem Naturwert (Qualitätsstufe I) seit Beginn des Monitorings (2009) leicht zugenommen hat. Im Gegensatz dazu hat sich der Anteil der Agrarlandschaftsfläche mit mäßig hohem Naturwert (Qualitätsstufe III) verringert.

Innerhalb der Nutzflächen mit mäßig bis äußerst hohem Naturwert nimmt der Flächentyp „Grünland“ mit 49 % den größten Anteil ein. Innerhalb der Landschaftselemente nehmen Hecken und Gehölze (13 %) sowie Wege (11 %) den größten Anteil ein.

Die Ergebnisse auf nationaler Ebene werden regelmäßig auf der Homepage des BfN, in Fachpublikationen und in der Umweltberichterstattung veröffentlicht. Die Werte der Bundesländer werden von der Länderinitiative Kernindikatoren publiziert. In Rheinland-Pfalz findet auch eine Veröffentlichung im Indikatorenbericht der Nachhaltigkeitsstrategie Rheinland-Pfalz statt.

Balkendiagramm mit Anteil der Landwirtschaftsfläche mit hohem Naturwert in Prozent der Agrarlandschaftsfläche. Für den Zeitraum 2009 bis 2022, unterteilt in Landschaftselemente und Nutzflächen.
Prozentualer Anteil der HNV-Fläche in Rheinland-Pfalz
Balkendiagramm mit Anteil der Landwirtschaftsfläche mit hohem Naturwert in Prozent der Agrarlandschaftsfläche. Für den Zeitraum 2009 bis 2022, unterteilt nach Qualitätsstufen.
Prozentualer Anteil der HNV-Fläche in Rheinland-Pfalz, unterteilt nach Qualitätsstufen
Tortendiagramm mit Anteil der verschiedenen HNV-Nutzungstypen und Landschaftselementen
Prozentualer Anteil der HNV-Nutzungstypen und Landschaftselemente in Rheinland-Pfalz