Vermisst: Wird die Libelle des Jahres 2025 in RLP wiederentdeckt?
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Unsere Gewässerlebensräume sind zahlreichen Gefährdungen ausgesetzt. Hierzu zählen beispielsweise eine zu intensive Gewässerunterhaltung oder der Eintrag von Schad-, Nähr- und Schwebstoffen. Derartige Faktoren beeinträchtigen nicht nur den ökologischen Zustand der Gewässer, sondern auch die dort lebenden Artengruppen, wie etwa Libellen. In Rheinland-Pfalz sind 21 von 69 Libellenarten einer Gefährdungskategorie der Roten Liste zugeordnet.
Um auf die Artenvielfalt der Libellen und die Gefährdung ihrer Lebensräume hinzuweisen, küren der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie die Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (GdO) jährlich eine „Libelle des Jahres“. Für 2025 ist die Wahl dabei auf die Gebänderte Heidelibelle (Sympetrum pedemontanum) gefallen. Ehemals in Rheinland-Pfalz beheimatet, kommt sie bei uns laut Experten mittlerweile leider nicht mehr vor.
Erkennungsmerkmale
Die Libelle des Jahres 2025 ist eine der am leichtesten zu bestimmenden Großlibellen in Deutschland. Ihre Gesamtkörperlänge beträgt etwa 2,8 bis 3,5 cm, womit sie zu den eher kleineren Vertretern der Großlibellen gehört. Das namensgebende und wohl auch charakteristischste Merkmal ist die braune Flügelbinde, die bei beiden Geschlechtern zu finden ist. Die Weibchen sind darüber hinaus durch einen gelb bis ockerfarbenen Hinterleib und weißliche Flügelmale (Pterostigmata) zu erkennen. Die Männchen weisen einen dunkelrot gefärbten Hinterleib und rote Flügelmale auf. Beide Geschlechter haben komplett schwarze Beine.
Die Kombination dieser Erkennungsmerkmale macht die Gebänderte Heidelibelle in Deutschland praktisch unverwechselbar. Zwar gibt es eine weitere heimische Libellenart mit Flügelbinde bei den Männchen, die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens), jedoch sind diese Tiere metallisch blau gefärbt, sodass keine Verwechslungsgefahr besteht.
Lebensweise und Lebensraum
Wie alle Libellen hat auch die Gebänderte Heidelibelle einen sehr interessanten Lebenszyklus. Dieser startet mit der Eiablage der Weibchen nach erfolgreicher Paarung im Sommer. Während die erwachsenen (adulten) Tiere zum Ende des Sommers sterben, überwintern die jungen Libellen im Ei-Stadium im Gewässer. Wenn im Frühling entsprechende Gewässertemperaturen erreicht werden, schlüpfen aus den Eiern die Libellenlarven. Im Gegensatz zu anderen Großlibellenarten, bei denen die Entwicklung der Larven mehrere Jahre andauern kann, benötigt die Gebänderte Heidelibelle lediglich ca. 2 Monate bis das letzte Larvenstadium nach mehreren Häutungen erreicht ist. Im Anschluss klettert die Larve aus dem Wasser und die adulte, noch beinahe farblose Libelle schlüpft. Nach einer ca. ein- bis zweiwöchigen Reifezeit abseits des Schlupfortes kehren die nun vollständig ausgefärbten und geschlechtsreifen Libellen zum Gewässer zurück. Die Hauptflugzeit der Gebänderten Heidelibelle liegt im Zeitraum von Juli bis Anfang September, vereinzelt können aber auch im Oktober noch erwachsene Tiere angetroffen werden. Nach erfolgreicher Paarung und Eiablage beginnt der Lebenszyklus von vorne.
Die Libelle des Jahres 2025 besiedelt in Deutschland teils sehr unterschiedliche Biotope. Eine hohe Bedeutung als Lebensraum haben gut besonnte Wiesenbäche und –gräben, die Art kommt aber beispielsweise auch in flachen Uferzonen von Seen oder Teichen, langsam fließenden Altarmen oder Kiesgrubengewässern vor. Ursprünglich besiedelte sie die Flusstäler und Auenbereiche klimatisch begünstigter Regionen. Die in den Auen natürlicher Flusssysteme ständig wechselnden Wasserstände boten der Gebänderten Heidelibelle, die als typische Pionierart gilt, perfekte Lebens- und Entwicklungsbedingungen.
Schutzstatus und Gefährdungsfaktoren
Gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz und der Bundesartenschutzverordnung stehen alle in Deutschland heimischen Libellenarten unter besonderem Schutz. Demnach ist es unter anderem verboten sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten sowie ihre Entwicklungsformen zu beschädigen oder zu zerstören (§44 BNatSchG).
Wie zu Anfang beschrieben, gehen Experten davon aus, dass die Gebänderte Heidelibelle in Rheinland-Pfalz mittlerweile nicht mehr vorkommt. In der aktuellen Roten Liste und Gesamtartenliste der Libellen in Rheinland-Pfalz (2018) wurde die Art zuletzt noch als vom Aussterben bedroht und extrem selten eingeordnet. Auch in der bundesweiten Roten Liste (2021) erfolgte eine Einschätzung als „stark gefährdet“.
Als Ursache für die bedenkliche bundesweite Bestandssituation der Libelle des Jahres 2025 dürften die Degradierung ursprünglicher Auenbereiche und die Unterbindung der natürlichen Wasserstandschwankungen eine Rolle spielen. Weitere Gefährdungsfaktoren stellen der Nährstoffeintrag durch zu nah am Gewässer stattfindende Düngung sowie zu intensive oder vollständig fehlende Unterhaltungsmaßnahmen dar. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass auch der natürliche Prozess der Sukzession im Uferbereich (Verlandung, Vegetationsentwicklung) die Attraktivität der Lebensräume für die Gebänderte Heidelibelle sinken lässt.
Als sehr ausbreitungsfähige Art besteht jedoch die Hoffnung, dass die Libelle des Jahres 2025 unter günstigen Bedingungen wieder Bestandteil der rheinland-pfälzischen Fauna wird. Wir sind daher auf Ihre Mithilfe angewiesen! Sollten Sie die Gebänderte Heidelibelle in Rheinland-Pfalz entdecken, so melden Sie Ihren Fund (im besten Fall mit einem Fotonachweis) bitte beim ArtenFinder Service-Portal Rheinland-Pfalz.
Mehr Infos zur Gebänderten Heidelibelle: Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (GdO): Libelle des Jahres 2025
Weitere Tiere und Pflanzen des Jahres 2025 finden Sie über den Link https://lfu.rlp.de/natur/artenschutz/tiere-und-pflanzen-des-jahres.