Fachtagung Kreislaufwirtschaft auf dem Bau
Zukunft der Verwertung mineralischer Abfälle in Rheinland-Pfalz
Am 7. Oktober 2025 kamen rund 120 Fachleute aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Bauwirtschaft im Bürgerhaus Mainz-Hechtsheim zusammen, um über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen zu diskutieren. Die ganztägige Veranstaltung, organisiert vom Landesamt für Umwelt, der UMGIS Informatik GmbH und dem Fraunhofer IWKS, zeigte sehr deutlich, dass Rheinland-Pfalz auf einem guten Weg ist, den ressourcenschonenden Umgang mit mineralischen Abfällen weiter auszubauen, auch wenn insbesondere regionale Unterschiede und logistische Schwierigkeiten weiterhin eine zentrale Herausforderung darstellen.
In den einleitenden Grußworten betonten Staatssekretär Michael Hauer (Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität) und Eva Bertsch (LfU-Abteilungsleitung Kreislaufwirtschaft) die große Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Boden und mineralischen Baustoffen. Das seit 2012 bestehende Bündnis „Kreislaufwirtschaft auf dem Bau“, welches durch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität finanziert und unterstützt wird, wurde dabei als wichtiger Motor für Wissensaustausch und Vernetzung hervorgehoben. Neben zahlreichen Fachgesprächen stellt das Bündnis inzwischen eine breite Auswahl an Informationsmaterialien bereit, die Betriebe und Behörden bei der Umsetzung der Ersatzbaustoffverordnung unterstützen.
Vermeidung und Verwertung von Bodenmaterial
Der erste Themenblock beschäftigte sich mit der Vermeidung und Verwertung von Bodenmaterial. Ein Referent des Landesamts für Umwelt erläuterte die Ziele der Landesstrategie Bodenmanagement, die allen Beteiligten Orientierung für einen rechtssicheren und nachhaltigen Umgang mit Bodenaushub geben soll. Auf dieser Grundlage wurde deutlich, dass ein erfolgreiches Bodenmanagement nur durch eine enge Abstimmung zwischen Bauherren, Behörden, Planenden und Ausführenden gelingen kann. Ergänzend zeigte ein Fachvortrag aus der Praxis, wie die bodenkundliche Baubegleitung funktioniert und warum sie für den Nachweis schadstofffreier und geeigneter Bodenmaterialien im Bauprozess unverzichtbar ist.
Im zweiten Veranstaltungsblock diskutierten Vertreter der Architektenkammer, der Bauwirtschaft und der Rohstoffindustrie gemeinsam mit Staatssekretär Michael Hauer über Chancen und Hemmnisse in der Kreislaufwirtschaft von mineralischen Bau- und Abbruchabfällen. Ein zentraler Punkt war die neue Ersatzbaustoffverordnung, die von allen Diskutierenden als wichtiger Fortschritt angesehen wird. Dennoch besteht vor allem bei minderwertigen Recyclingfraktionen weiterhin ein Mangel an Absatzmöglichkeiten, was dazu führt, dass wertvolle Materialien häufig deponiert oder in Verfüllungen genutzt werden und somit aus dem Wertstoffkreislauf entnommen werden. Die Landesregierung plant deshalb neue wirtschaftliche An-reize wie einen CO₂-Schattenpreis und die verpflichtende Integration von Recyclingmaterial in öffentliche Ausschreibungen, um den Markt für Ersatzbaustoffe zu stärken. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass viele Bauherrinnen und Bauherren nach wie vor Vorbehalte gegenüber Recyclingmaterialien im Hochbau haben und dass nur durch gezielten Wissenstransfer Vertrauen aufgebaut werden kann.
Erfahrungen beim Wiederaufbau im Ahrtal
Weitere Vorträge befassten sich mit der Qualitätssicherung von Recyclingbaustoffen sowie mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines funktionierenden Sekundärrohstoffmarkts. Deutlich wurde, dass unabhängige Güteüberwachung und digitale Verfahren – etwa durch künstliche Intelligenz zur Analyse von Stoffströmen – entscheidende Bausteine für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft sind. Gleichzeitig machen steigende Rohstoffpreise Recyclingmaterialien zunehmend attraktiver.
Ein besonders anschauliches Beispiel lieferte der Beitrag zum Wiederaufbau im Ahrtal. Dort mussten nach der Flutkatastrophe 2021 enorme Mengen an stark verunreinigtem mineralischem Abfall sortiert und aufbereitet werden. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen konnten zwischen 50.000 und 100.000 Tonnen Bauschutt erfolgreich aufbereitet und überwiegend im Tiefbau wiedereingesetzt werden. Die Erfahrungen zeigen jedoch auch, dass es nach wie vor große Unsicherheiten im Umgang mit Recyclingbaustoffen gibt. Ein digitaler Materialkatalog soll künftig dabei helfen, Stoffströme transparenter zu machen und Vertrauen in den Einsatz von Recyclingmaterialien aufzubauen.
Die Fachtagung machte insgesamt deutlich, dass die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen ein komplexes und zugleich hochrelevantes Zukunftsthema ist. Ihr Erfolg hängt maßgeblich von regionalen Lösungen, pragmatischen Ansätzen und einer engen Zusammenarbeit aller Beteiligten ab. Mit dem gemeinsamen Appell, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen, wurde die Tagung feierlich beendet.
© LfU

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Weitere Informationen zu Fachgesprächen des Bündnisses “Kreislaufwirtschaft auf dem Bau” unter https://kreislaufwirtschaft-bau.rlp.de/service/fachgespraeche

