Anlässlich der Jubiläumsfeier wurde heute der Fachbericht "20 Jahre aktive Partnerschaft für den Aal an Mosel und Saar" vorgestellt, der alle bisher ausprobierten Lösungswege vorstellt und den Erfolg einiger durchgeführter Maßnahmen unterstreicht.
Die Initiative minimiert Fischschäden durch die Wasserkraft und stärkt den Aalbestand. Leitgedanke ist der Ausgleich zwischen ökologischen und ökonomischen Interessen zur Sicherung der klimafreundlichen Stromerzeugung durch die Wasserkraft. So werden beispielsweise Aale in Mosel und Saar (rheinland-pfälzischer Teil) vor Wasserkraftwerken gezielt mit Reusen abgefischt, um sie anschließend an anderer Stelle wieder in den Fluss zu setzen. Jedes Jahr können so bis zu 10.000 Aale ungehindert von Turbinen in Richtung ihrer Laichgebiete in der Sargassosee abwandern.
„Für den Abschluss eines Vertrages im Jahr 1995 zwischen Rheinland-Pfalz, das die Fischereirechte an Rhein, Mosel und Saar innehat und der RWE gab es viele gute Gründe“, erklärt Dr. Stefan Hill, der Präsident des Landesamtes für Umwelt. So hätte es keine erfolgversprechende Technik gegeben, die eine Schädigung des Aalbestandes durch Wasserkraftturbinen an den Flüssen Mosel und Saar hätte verhindern können. Daher sei es erklärtes Ziel gewesen, gemeinsam mit dem Betreiber einen partnerschaftlichen und finanziell abgesicherten Weg einzuschlagen, der beste Lösungen zur Verhinderung und Verringerung der Fischereischäden anbiete. Reine Entschädigungszahlungen hätten nichts am Problem geändert, so Hill.
Dr. Holger Himmel, Bereichsvorstand Erneuerbare Energien bei innogy SE ergänzt: „Durch die Stromerzeugung aus Wasserkraft wird seit über 100 Jahren zuverlässig und wirtschaftlich grüner Strom erzeugt. Auch die Aalschutz-Initiative ist ein Vorzeigeprojekt mit Tradition, das uns sehr am Herzen liegt. Denn wir nehmen unsere Verantwortung als Betreiber der zehn Mosel- und Saarkraftwerke ernst. So passen wir beispielsweise den Betrieb unserer Anlagen an Zeiten erhöhter Aalwanderung an. Herzlichen Dank an das Land Rheinland-Pfalz und die Projektpartner aus Forschung und Fischerei für die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit. Mögen noch viele weitere Jahre folgen.“
innogy hat im Rahmen der Vereinbarung seit 1995 rund 2,4 Million Euro für die Aalschutz-Initiative zur Verfügung gestellt und die projektbegleitende Arbeitsgruppe bei der Analyse der Projektergebnisse unterstützt. Diese Ergebnisse sind mit Unterstützung des vornehmlich beteiligten Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft der RWTH Aachen in einen Fachbericht eingeflossen „Der Fachbericht zeigt eindrucksvoll die vielfältigen Arbeiten, die in den letzten 20 Jahren für einen wirkungsvollen Schutz des Aales an der Mosel durchgeführt worden sind“, fasst Professor Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf von der RWTH Aachen die Ergebnisse des Fachberichts zusammen.
Während der Jubiläumsfeier wurden zudem neue Transportbehälter vorgestellt, in denen die Blankaale nach dem Fang zum hindernisfreien Teil ihrer Wanderung, zum Rhein bei Rolandseck, gefahren werden. Zehn Berufsfischer der Mosel und Saar fangen seit 1997 im Zeitraum von Juli bis November mit hunderten Reusen wanderwillige Aale. Wöchentlich werden diese mit speziellen Transportbehältern abgeholt. Die neuen Behälter seien besser isoliert, so dass es den Aalen auch bei hohen Außentemperaturen nicht zu warm werde, so Berufsfischer Marc Rosengarten. „Am Ziel angekommen, werden die Aale von einer Autofähre schadlos in den Fluss entlassen“, erläutert Berufsfischer Toni Kröber.
Die Wanderung der Aale
Der Europäische Aal gehört zu den besonders gefährdeten Tierarten. Gemäß der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) ist er vom Aussterben bedroht. Für den aktuellen Bestandsrückgang gibt es nach gegenwärtigem Wissensstand verschiedene Ursachen, wie u.a. Veränderung des Golfstroms, eine übermäßige Befischung der Jungaalbestände vor den europäischen Küsten sowie der erwachsenen Aale im Binnenland, die Beschädigung bei der Passage von Wasserkraftanlagen und der erhöhte Räuberdruck durch die in den letzten beiden Dekaden stark angestiegene Kormoranpopulation. Der Aal ist Teil der natürlichen Lebensgemeinschaft der Mosel und Saar. Hier wächst er heran, wird erwachsen und (fast-) fortpflanzungsfähig und tritt bei speziellen Umweltbedingungen, wie z.B. spätsommerlich-herbstliche Abflusssteigerung, Mondstellung und Wassertrübung seine aktive Wanderung in Richtung Nordsee und weiter in die ca. 6000 km entfernte Sargassosee an. Hier laichen die Tiere. Die Aallarven wandern dann mit Hilfe nordöstlicher Strömungen an die europäischen Küsten. Ein Teil davon gelangt anschließend über natürliche Wanderung ins Binnenland oder wird an den Küsten, insbesondere an den Flussmündungen der französischen Atlantikküste und dem englischen Fluss Severn gefangen und in geeignete, aber teilweise versperrte Aufwuchsareale im Binnenland gebracht. So unter anderem auch in die Mosel und Saar, wo sie heranwachsen und bei ausreichend hohem Energiegehalt (ein „blanker“, geschlechtsreifer Aal kann bis zu 1/3 aus Fett bestehen!) sich nach rund zehn Jahren auf eine flussabwärts gerichtete Wanderschaft begeben.
Die Aalschutz-Initiative
Rheinland-Pfalz Um die Schädigung der Aale durch Turbinen in Wasserkraftwerken zu reduzieren, hatte RWE (jetzt innogy SE) 1995 eine Kooperation mit dem Land Rheinland-Pfalz und den Berufsfischern gegründet. Diese Aalschutz-Initiative erprobt unter Wahrung der Interessen der Fischerei als auch der Wasserkraftbetreiber neue Wege für einen effektiven Schutz des Aals. Dafür verfolgt die Initiative mehrere Projektaktivitäten.