Ab in die Freiheit – Illegal eingeführte Glasaale finden im Rhein eine neue Heimat
Das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz hat am 4. Dezember gemeinsam mit dem Zollfahndungsamt Frankfurt/Main etwa 5.000 illegal eingeführte Jungaale, auch Glasaale (Anguilla anguilla) genannt, in den Rhein ausgesetzt. Die geschmuggelte Fracht entdeckten Zollbeamte auf dem Frankfurter Flughafen am 28. November in einem Koffer einer malaysischen Reisenden, die auf dem Weg nach Vietnam war. Die Glasaale befanden sich nach Auskunft des Zollamtes in acht mit Wasser gefüllten Kunststofftüten und wurden nach dem Fund unverzüglich artgerecht untergebracht. Die Fische sind nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen geschützt.
Das Land Rheinland-Pfalz verfügt über eine hohe Kompetenz in Sachen Aalschutz. Seit mehr als 20 Jahren wird unter anderem die Aalschutz-Initiative an Saar und Mosel erfolgreich betrieben. Die Experten des Referats „Gewässerschutz und Fischerei“ des Landesamtes für Umwelt koordinierten daher gemeinsam mit den Mitarbeitern des Zollfahndungsamtes die Aussetzung der Jungfische, die heute am Rhein bei Heidesheim stattfand. Erstmals fanden so geschmuggelte Aale den Weg in ihr natürliches Element.
Von Seiten des Landesamtes wird die erfolgreiche Sicherstellung durch den Zoll sowie die Zusammenarbeit mit der rheinland-pfälzischen Umweltbehörde begrüßt. Präsident Dr. Stefan Hill sieht darin ein gutes Beispiel, wie durch schnelle und unbürokratische Lösungen aktiver Artenschutz betrieben werden kann: "Durch die erfolgreiche Sicherstellung der illegal ausgeführten Glasaale und die unverzügliche artgerechte Unterbringung seitens des Zollfahndungsamtes, können wir nun eine große Anzahl von Jungaalen in unseren heimischen Gewässern ansiedeln. Sie können wieder ein Leben in Freiheit führen und einen Beitrag zum weiteren Anwachsen der Population der Aale im Rhein leisten."
Zusatzinformationen
Als Glasaal bezeichnet man das Jugendstadium der Aale, weil er in diesem Stadium noch durchscheinend ist.
Glasaale kommen mit dem Golfstrom um die Jahreswende an die europäischen Küsten und ziehen über die Unterläufe der Flüsse zu den Lebensräumen im Süßwasser. Die Population in den heimischen Gewässern ist seit den 80er Jahren stark rückläufig. An den europäischen Küsten kommen nur ca. 1 – 2 % der Glasaale im Vergleich zu dem Zeitraum vor 1980 an. Wenn davon die Hälfte in den Export ginge, wie vor der EU-Aalverordnung 2007, würde das den Zusammenbruch der europäischen Aalpopulation bedeuten. In Zeiten niedriger Bestandsdichten, wie seit ca. 1980 (mit einem großen Anteil wahrscheinlich natürlicher – ozeanisch – bedingter Ursachen), wirken Wanderungshindernisse (Wehre, Staustufen) besonders gravierend.
Der Export ist verboten. Im deutschen Fischhandel wird ein Kilogramm Glasaale etwa mit 400 Euro gehandelt, auf Fischbörsen in Asien werden dagegen Beträge zwischen 3.000 und 5.000 Tausend Euro erzielt.
Das Land Rheinland-Pfalz unterhält mit der Fa. Innogy seit 1995 eine Aalschutz-Initiative, die sich insbesondere um das sichere Abwandern der erwachsenen Blankaale (laichbereite Aale) aus Saar und Mosel kümmert. Es werden jedes Jahr ca. 6 Tonnen Blankaale vor dem Eindringen in die Wasserkraftturbinen in Mosel und Saar abgefangen, um sie wohlbehalten in den Rhein auszusetzen.
Update: Am 19. Dezember 2018 wurden erneut ca. 100.000 Glasaale am Frankfurter Flughafen beschlagnahmt und am gleichen Tag in den Rhein ausgesetzt: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/116258/4148964