Grünliche Waldhyazinthe ist Orchidee des Jahres 2025

Orchidee mit weißen Blüten auf einer Wiese

Jedes Jahr wird von den Arbeitskreisen Heimischer Orchideen Deutschlands e.V. (AHO) eine Orchidee des Jahres gekürt. Mit dieser Auszeichnung möchten die Fachleute nicht nur auf die ästhetische und ökologische Bedeutung, sondern vor allem auch auf die Gefährdung dieser Pflanzen aufmerksam machen. Die Wahl für das Jahr 2025 fiel auf eine eher unscheinbare aber beeindruckende Vertreterin unserer heimischen Flora: die Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha).

Erkennungsmerkmale

Die Grünliche Waldhyazinthe ist eine schlanke, mehrjährige Pflanze, die bis zu 60 Zentimeter hoch werden kann. An der Basis der Sprossachse befinden sich zwei bis fünf längliche und eiförmige bis verkehrt-lanzettliche Laubblätter, die 15-20 cm in der Länge messen können. An der Sprossachse sind ein bis vier kleinere Blätter sowie bis zu 30 locker angeordnete auffällig grünlich-weißen Blüten sichtbar. Sie verströmen mit einsetzender Dämmerung einen betörenden Duft, der Nachtfalter, wie Schwärmer und Eulenfalter, anlockt. Nur diesen Insekten ist es möglich, an den Nektar zu gelangen, der sich am Ende eines langen dünnen Sporns an der Rückseite der Blüte und dabei die Pflanze zu bestäuben. Die Blütezeit liegt je nach Höhenlage zwischen Mai und Juli.

Verwechslungen sind insbesondere mit der nah Verwandten Weißen Waldhyazinthe (Platanthera bifolia) möglich. Die sichere Unterscheidung gelingt geübten Botanikern durch einen Blick auf die Staubbeutel: Bei P. chlorantha stehen sie deutliche V-förmig gespreizt, bei P. bifolia nahezu parallel. Jedoch treten auch Hybride, also Kreuzungen der Grünlichen mit der Weißlichen Waldhyazinthe, auf, die Merkmale beider Arten aufweisen.

Lebensweise und Lebensraum

Die Grünliche Waldhyazinthe ist eine wahre Spezialistin. Sie bevorzugt lichte Laub- und Mischwälder, Waldsäume und magere Wiesen, in denen der Boden kalkhaltig, mäßig feucht und nährstoffarm ist. Besonders an Waldrändern – dort, wo Wald in Offenland übergeht – fühlt sie sich wohl. Doch diese Lebensräume verschwinden durch intensive Landwirtschaft, Aufforstung, Nährstoffeinträge oder mangelnde Pflege zunehmend.

Wie alle heimischen Orchideen ist auch Platanthera chlorantha auf eine ganz besondere Partnerschaft (Symbiose) mit Pilzen angewiesen, die als Mykorrhiza bezeichnet wird. Ihre winzigen Samen besitzen kein Nährgewebe, welches jedoch für eine Keimung erforderlich ist. Sie sind auf die Symbiose mit bestimmten Pilzarten angewiesen, um eine Keimung der Samen herbeizuführen. Das bedeutet, dass ohne diese Pilze die Grünliche Waldhyazinthe nicht wachsen kann, auch wenn alle anderen Bedingungen günstig sind. Hier zeigt sich einmal mehr, wie eng vernetzt die Arten in einem funktionierenden Ökosystem sind – und wie anfällig solche Systeme für Störungen sind.

Schutzstatus und Verbreitung in Rheinland-Pfalz

Die Grünliche Waldhyazinthe gilt gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSCHG) als streng geschützte Art. Somit ist es verboten, die Art zu entnehmen, zu nutzen und ihren Lebensraum zu zerstören (BNatSCHG § 44).

Die Grünliche Waldhyazinthe steht in Rheinland-Pfalz auf der Vorwarnliste. Dies bedeutet, dass sie derzeit nicht als akut gefährdet gilt, aber es schon merkliche Rückgänge gibt. Die Situation in Rheinland-Pfalz ist etwas besser als für ganz Deutschland, denn national gesehen gilt diese Art nämlich als gefährdet. 

Verbreitung in RLP