Abwasserentsorgung
Das in Siedlungsgebieten anfallende Wasser (häusliches Abwasser und Niederschlagswasser) muss entsorgt werden. Reines Niederschlagswasser kann entweder vor Ort versickert oder durch einen Kanal in ein Oberflächengewässer abgeleitet werden. Im Trennsystem werden getrennte Kanäle für Niederschlagswasser und Schmutzwasser genutzt. Mischwassersysteme bestehen aus einem gemeinsamen Kanal für Niederschlagswasser und Schmutzwasser.
Niederschlags- und Mischwassereinleitungen
In Rheinland-Pfalz sind Mischwassersysteme vielfach verbreitet. Um eine Überlastung der Kanäle und damit auch Kläranlagen bei starken Niederschlagsereignissen zu verhindern, enthalten Mischwassersysteme Entlastungsbauwerke, die einen Teil des Mischwassers (ungereinigtes Abwasser vermischt mit Niederschlagswasser) direkt in die Gewässer einleiten, oder auch abschlagen. Um diese Einleitung von belasteten Abwässern möglichst gering zu halten, werden Speicher- und Pufferbecken, teilweise mit mechanischer Behandlung im Kanalsystem und auf der Kläranlage zum Einsatz gebracht.
In Rheinland-Pfalz leisten etwa 2.600 Regenüberlaufbecken, 2.600 Regenüberläufe sowie 1.900 Regenrückhaltebecken im Trenn- und Mischsystem einen wichtigen Beitrag zur Verringerung von Stoffeinträgen aus Siedlungsgebieten in Gewässer. Der ordnungsgemäße Betrieb und die Unterhaltung der Anlagen haben eine erhebliche Bedeutung auf die Reinigungsleistung auch im Hinblick auf das Erreichen des guten Zustands der Gewässer nach der Wasserrahmenrichtlinie.
Mischwasserentlastungen können einen bedeutenden Austragspfad für zahlreiche Nährstoffe sowie Schadstoffe ins Gewässer darstellen. In relevanten WRRL-Wasserkörpern sollen "Sonstige Maßnahmen zur Reduzierung der Stoffeinträge" umgesetzt werden.
Der Einbau und Betrieb von Messeinrichtungen zur Erfassung des Entlastungsverhaltens kann sinnvoll sein. Das DWA-Arbeitsblatt A100 fordert grundsätzlich eine Erfolgskontrolle durch Messungen als festen Bestandteil des Planungsprozesses.
Auch rückt eine nachhaltige Niederschlagsbewirtschaftung zur Entwicklung einer wassersensiblen Stadt vermehrt in den Fokus.
NiedSim
NiedSim liefert für jeden beliebigen Ort in Rheinland-Pfalz synthetische Niederschlagsreihen in hoher zeitlicher Auflösung. Damit ist es möglich, z. B. Schmutzfrachtsimulationen und auch Langzeitsimulationen zur Nachrechnung von Kanalnetzplanungen flächendeckend mit hoher Genauigkeit durchzuführen. Auch bei der hydrologischen Modellierung kleiner Einzugsgebiete sind die Zeitreihen gut einsetzbar. Für die Bereitstellung dieser Zeitreihen wird eine Gebühr erhoben.
Kanalnetz
Das öffentliche Kanalnetz umfasst rund 28.200 km an Schmutzwasser- und Mischwasserkanälen.
Ihre Erhaltung ist eine dauerhafte Aufgabe der Abwasserbeseitigung. Von undichten Abwasserkanälen kann eine nachteilige Beeinflussung des Bodens, des Grundwassers und der Trinkwasserressourcen durch austretende Schadstoffe ausgehen. Außerdem besteht bei hoch anstehendem Grundwasser das Risiko, dass sauberes Wasser in das Kanalsystem gedrückt und anschließend in der Kläranlage mit gereinigt werden muss, was sich negativ auf deren Reinigungsleistung auswirkt.
Die Selbstüberwachungsverordnung schreibt vor, dass die öffentlichen Kanäle mindestens im Abstand von 10 Jahren mittels einer optischen Inspektion untersucht werden müssen. Für neue oder neuwertige Kanäle sind die ersten beiden Wiederholungsprüfungen nach der Inbetriebnahme nach jeweils 15 Jahren durchzuführen. Die Ergebnisse der vorgelegten Eigenüberwachungsberichte belegen, dass nach wie vor ein erheblicher Sanierungsbedarf besteht. Weitere wichtige Schwerpunkte der Kanalsanierung sind die Anpassung der Systeme an die regionalspezifischen Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung und des Klimawandels.
Instandhaltung von Hausanschluss- und Grundleitungen
Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität, die kommunalen Spitzenverbände, die DWA und die Ingenieurkammer unterstützen, dass die Hauseigentümer in Kooperation mit den Gemeinden die privaten Abwasserleitungen untersuchen und erforderlichenfalls sanieren. Zur Information wird den Bürgern ein Faltblatt "Information zur Instandhaltung von Hausanschluss- und Grundleitungen“ zur Verfügung gestellt.
Abwasserwärmenutzung
Die Abwasserwärmenutzung kann unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll sein. Abwärmenutzung in der Kanalisation erfordert einen größeren möglichst begehbaren Abwassersammler in unmittelbarer Nähe zu geeigneten Gebäuden (Voraussetzung: geringe Vorlauftemperaturen sonst unakzeptable Wirkungsgrade).
Jedoch werden auch Grenzen gesehen, denn auch hier gilt: Derartige Projekte müssen einem Kosten-Nutzen-Vergleich mit anderen alternativen Energieerzeugungsvarianten standhalten und vertretbare Amortisationszeiträume aufweisen. Alternativ werden große Chancen im Bereich Abwasserwärmenutzung industriell/gewerblicher Kühl- und Abwässer sowie insbesondere im Ablauf von Abwasserbehandlungsanlagen gesehen.