Ufergehölze und Totholz in der Gewässerunterhaltung
Bachpatentag 2023 in Gehlweiler/Hunsrück am Simmerbach
Am Samstag, dem 28.10.2023, fand im Gemeindehaus Gehlweiler, einem historischen Schulgebäude im Drehort von Edgar Reitz ‘Die andere Heimat’, der Bachpatentag 2023 statt.
Thema der Veranstaltung des Landesamtes für Umwelt (LfU) war der Umgang mit Ufergehölzen und Totholz im Spannungsfeld zwischen rechtlichen Vorgaben im Rahmen der Gewässerunterhaltung und der Furcht vor Verklausungen, dem Anstauen eines Wasserspiegels durch Treibgutansammlungen, bei Hochwasserereignissen. Der Klimawandel mit verstärkten Dürren auf der einen und erhöhten Hochwassern auf der anderen Seite birgt Konfliktpotential und stellt alle Akteure an Gewässern vor große Herausforderungen. Einfache Lösungen wird es hier nicht geben. Abwägen, Ermessen und Einzelfallentscheidungen werden die Strategien der Zukunft sein.
Nach Willkommen und Einführung durch den Gehlweiler Ortsbürgermeister Kurt Assmann eröffnete Dr. Frank Wissmann, Präsident des LfU, die sehr gut angenommene und besuchte Veranstaltung mit 50 Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Er begrüßte die zahlreichen Anwesenden aus Politik, Verwaltung und Ehrenamt und die anwesenden Honoratioren, insbesondere Frau Rita Lanius-Heck als erste Kreisbeigeordnete im Rhein-Hunsrück-Kreis und Herrn Verbandsbürgermeister Peter Müller für die Verbandsgemeinde Kirchberg. Mit Beobachtungen Alexander von Humboldts zu menschengemachten Sturzfluten stellte Herr Dr. Wissmann den historischen Rahmen und Bezug zur Gegenwart her.
Hochkarätige Vorträge
Frau Lanius-Heck und Herr Müller bekräftigten in ihren Grußworten die Rolle guten Miteinanders und der ehrenamtlichen Bachpatenschaften in der Daseinsvorsorge am Gewässer.
Diplom-Geograph Raimund Schüller stellte in seinem Vortrag für das Büro für Auen- und Gewässerentwicklung, Rheinbach, die naturwissenschaftlichen wie naturräumlichen Grundlagen, die Funktion und Bedeutung von Gehölzen und Totholz im Gewässer klar (Präsentation).
Eva-Maria Finsterbusch erläuterte für das LfU die rechtlichen Rahmenbedingungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und ihre anstehenden Aufgaben und Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Gewässerentwicklung, Daseinsvorsorge, Klimawandel, Artenkrise und Hochwasserschutz (Präsentation).
Die Anwesenden diskutierten die Inhalte ruhig, konstruktiv und lösungsorientiert im Blick zurück auf die einschneidende Erfahrung des Ahrtal-Ereignisses im Juli 2021, auf lokale Gegebenheiten und anstehende Herausforderungen. Große Einigkeit bestand im Wunsch nach mehr „Bildung“ für Akteure am Bach. Hier wurden neben den Bachpatentagen auf die Veranstaltungsreihe des LfU „Gewässerentwicklung aktuell“ und auf die Gewässernachbarschaftsveranstaltungen der Gemeinnützige Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und Landschaftsentwicklung, kurz GFG, hingewiesen, zu denen alle Bachpatenschaften eingeladen werden.
Exkursion an den Simmerbach
In der anschließenden Exkursion führten die Angelfreunde Langenstein e. V. an den Simmerbach und seinen Unterlauf, den „Kellenbach“.
An der Einmündung des Asbach diskutierten die Teilnehmenden die Rolle des Totholzes in der offenen Landschaft und die Rollen und Aufgaben guter Daseinsvorsorge im Bereich des Katastrophenschutzes, insbesondere in guter Vorbereitung, Bereitstellung von Hochwasserschutz, Beobachtung von Pegelständen, Information der Bevölkerung sowie Abläufen und Kommunikationswegen im Krisenfall. Die anwesenden Mandatsträger lobten hier den Kreis für die vorausschauende Aufarbeitung vergangener Ereignisse.
Der Standort am für die lokalen Angelfreunde namensgebenden Langenstein zeigte den Einfluss menschlichen Handelns durch die verengende Aufschüttung des vormaligen Steinbruchs. Ein abschließender Weg führte zum Bau des ansässigen Bibers.