„Salamanderpest“ – Chytridpilz-Erkrankung bedroht den Feuersalamander und andere einheimische Amphibien

Amphibien sind die weltweit am stärksten bedrohte Wirbeltierklasse. Ihnen droht durch den vermutlich aus Asien eingeschleppten Salamander-Chytridpilz Batrachochytrium salamandrivorans (kurz Bsal) eine zusätzliche, unkalkulierbare Gefahr. Betroffen sind die einheimischen Schwanzlurche, zu denen der Feuersalamander (Salamandra salamandra) und die Molche zählen.

Bsal befällt die äußerst sensible und überlebenswichtige Haut der Amphibien. Die Infektion führt insbesondere beim Feuersalamander schnell zum Tode. Sie hat bereits in den Nachbarländern Niederlande und Belgien zu dramatischen Bestandseinbrüchen beim Salamander geführt. Nun sind auch in Deutschland (Eifel und Ruhrgebiet) durch die Pilzerkrankung verursachte Massensterben und Bestandsrückgänge von Feuersalamandern festgestellt worden.

Aufgrund des extremen Krankheitsverlaufs sowie der unmittelbaren populationsbezogenen Auswirkungen wird daher auch von der „Salamanderpest“ oder „Salamanderseuche“ gesprochen. Eine krankhafte Infektion von Froschlurchen (Frösche, Kröten, Unken) mit Bsal ist bisher nicht bekannt. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass diese Arten den Pilz tragen und so als Reservoir und Vektoren fungieren, zumal sie und Molche oftmals dieselben Gewässer bewohnen.

Ausbreitung und Etablierung von Bsal in Mitteleuropa

Der wohl aus Asien stammende Chytridpilz ist höchst wahrscheinlich durch den weltweiten Tierhandel nach Mitteleuropa gelangt, wo er 2013 erstmals von belgischen Wissenschaftlern beschrieben wurde. Das Verbreitungsgebiet des Pathogens umfasst in Mitteleuropa mittlerweile ein ca. 20.000 km² großes Areal (Teile von Belgien, Niederlande und Deutschland).

Bsal wurde an Feuersalamander und inzwischen bei allen einheimischen Molcharten nachgewiesen, d. h. neben dem Bergmolch (Ichthyosaura alpestris), Fadenmolch (Lissotriton helveticus), Teichmolch (Lissotriton vulgaris) wird auch der Nördliche Kammmolch (Triturus cristatus) befallen, für den gemäß Anhang II der FFH-Richtlinie besondere Erhaltungsmaßnahmen umzusetzen sind (z. B. in ausgewiesenen FFH-Gebieten) und über dessen landesweite Bestandsentwicklung fortlaufend zu berichten ist.

Im Labor starben Bergmolche bei hohen Infektionen, konnten sich von niedrigen jedoch teilweise erholen. Kammmolche starben im Labor und auch im Freiland sind Totfunde, stark infizierte Individuen und Bestandsrückgänge bekannt (z. B. Brockenberg bei Stolberg/NRW). Über die Auswirkungen der „Salamanderpest“ auf Faden- und Teichmolch ist bisher noch wenig bis nichts bekannt. Fadenmolche sollten laut Laborexperiment etwa gar nicht infizierbar sein, trotzdem fanden sich viele infizierte Tiere in der Eifel.

Wissenschaftler befürchten angesichts erster Nachweise von Bsal-infizierten Molchvorkommen in Rheinland-Pfalz (Eifelkreis Bitburg-Prüm) eine weitere Verbreitung von Bsal in freilebenden Amphibien-Populationen und ein Anstieg der Ausbruchszahlen (Wagner et al. 2017).

Die rheinland-pfälzischen Nachweise von Bsal-infizierten Amphibien-Vorkommen beschränken sich derzeit noch auf den Naturraum Eifel (vgl. Kartendarstellung Salamander-Chytridpilz in Rheinland-Pfalz).

Hinweise auf Infektion und Diagnostizierung von Bsal

Salamander mit Salamanderpest

Die von der Chytridiomykose infizierten Feuersalamander weisen häufig im Endstadium der Erkrankung oberflächliche Läsionen (löcherartige Verwundungen), aber auch tiefgreifende Geschwüre in der Haut auf. Betroffene Tiere erlangen meist erst als Totfunde Aufmerksamkeit, wenn an ihnen charakteristische Hautläsionen sichtbar sind. Im frühen Infektionsstadium können diese Symptome fehlen und eine Infektion nur über molekulargenetische Verfahren nachgewiesen werden.

Abb. 1: Fortgeschrittenes Stadium einer Bsal-Infektion bei einem adulten Feuersalamander aus Essen. Deutlich sind die Hautläsionen („Löcher“) zu erkennen, wovon sich auch der wissenschaftliche Name des pathogenen Pilzes herleitet (Foto: Tobias Rautenberg).

Aktuelle Forschung in Deutschland unter Mithilfe der Bevölkerung

Die Ausbreitung der „Salamanderpest“ in Deutschland und die langfristigen Folgen werden derzeit in einem FuE-Projekt des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), an dem auch die Universität Trier maßgeblich beteiligt ist, erforscht. Das Vorhaben mit dem Titel „Monitoring und Entwicklung von Vorsorgemaßnamen zum Schutz vor der Ausbreitung des Chytridpilzes Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) im Freiland“ hat eine Projektlaufzeit von 2018 bis 2020.

Zur Projektumsetzung sind intensive Freilandforschungen erforderlich. Hierzu werden systematisch Hautabstriche von Amphibien in der rheinland-pfälzischen und nordrhein-westfälischen Eifel genommen und anschließend im Labor auf Infektion und -stärke getestet sowie bundesweiten Verdachtsfällen nachgegangen, wodurch bereits ein zweiter Ausbruchsherd im Ruhrgebiet (NRW) lokalisiert werden konnte. Zudem werden systematisch (bereits seit 2015) in der gesamten Eifel mit Hilfe einer standardisierten Erfassung der Feuersalamander-Larven an ausgewählten Standorten die Bestände überwacht.

Ziel des FuE-Projektes ist es, zu bestimmen,

  • wo und in welcher Schnelligkeit sich die „Salamanderpest“ im Freiland ausbreitet,
  • welche erste Gefährdungsbeurteilung in Bezug auf heimische Feuersalamander-Populationen (und evtl. weiterer betroffener Amphibien­arten) abzugeben ist und
  • welche Maßnahmen eine weitere Verbreitung des Erregers verhindern könnten.

Angesichts der noch lückenhaft bekannten Verbreitungen von Bsal und auch von Feuersalamandern in Deutschland hofft die Forschungsgruppe auf Hinweise aus der Bevölkerung. Meldungen können Sie z. B. hier tätigen. Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) unterstützt die aktuellen Forschungsarbeiten der Universität Trier mit seiner Bürgerwissenschafts-Kampagne im ArtenFinder und möchte Sie ermutigen, Ihre Beobachtungen und Funde von Feuersalamandern zu melden.

Totfunde (jedoch keine Verkehrsopfer) oder gar Massensterben, die von besonderer wissenschaftlicher Relevanz sind, sollten bestenfalls fotografiert und anschließend sofort den Koordinatoren des FuE-Projektes gemeldet werden:

Aktiver Schutz vor Bsal durch Hygieneregeln

Zunächst geht es darum Personen, die in besonderer Art und Weise mit Gewässern und Amphibien-Lebensräumen zu tun haben, und darüber hinaus auch die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren. Als derzeit einzige konkrete Schutzmaßnahme empfehlen Wissenschaftler das Einhalten von Hygieneregeln, welche im Hygieneprotokoll zu finden sind.

Nach dem Aufsuchen von aquatischen Habitaten (Tümpel, Teiche, Bachläufe usw.) sollte stets vor einem Ortswechsel das Schuhwerk (sowie ggf. eingesetzte Geräte und Gegenstände) bereits vor Ort von grobem Schmutz gesäubert und dann anschließend desinfiziert, gut mit Leitungswasser abgespült und über Nacht vollständig durchgetrocknet werden (Desinfektionsmittel „Virkon S“, Ethanol, verdünnte Chlorreiniger-Lösung: Mindestmischmengen und Einwirkzeiten finden sich im Hygieneprotokoll und hier unter „Ethanol“, „Bleach“, „Virkon S“ in Tab. 2, van Rooji et al. 2017). Dies gilt ganz besonders für Personengruppen, die sich im Rahmen von Gewässeruntersuchungen und -beprobungen oder anderen Tätigkeiten speziell mit Amphibien-Populationen und der Gewässerbiologie/-hydrologie beschäftigen wie z. B.

  • Limnologen, Herpetologen, Naturschutzbiologen/-gutachter und Hydrologen.

Doch auch andere Personen- und Berufsgruppen wie z. B.

  • Wasserbau-Ingenieure/Wasserbauer, Sportangler und Fischer, Jäger, Gewässerwarte, Umweltbildungseinrichtungen, Wanderer, Natur- und Wanderführer sowie auch ehrenamtliche Amphibienschützer (Krötenwanderung)

sollten diese Empfehlungen beachten und so dazu beitragen, ein weiteres, unbeabsichtigtes Verschleppen zu begrenzen und um nicht selbst zum Vektor der „Salamanderpest“ zu werden.

Literatur

Van Rooij, P., F. Pasmans, Y. Coen & A. Martel (2017): Efficacy of chemical disinfectants for the containment of the salamander chytrid fungus Batrachochytrium salamandrivorans. - PLoS ONE, 12: e0186269. Frei verfügbar: http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0186269

Wagner, N., S. Lötters, S. D. Bauer, J. Beninde, J. Ewen, G. Fichera, L. Feiler, S. Feldmeier, B. Fontaine, D. Göb, L. Gussone, W. Harms, M. Harzheim, L. Hassenjürgen, C. Kolwelter, S. Krone, A. Lambing, L. Fernando M. da Fonte, A. Martens, J. Peters, L. Pfeifer, J. Pfrommer, N. Reinhardt, M. Sandvoß, M. Schafft, U. Schulte, F. Tull, K. Unterberg & M. Veith (2017): Zur Verbreitung des Gebänderten Feuersalamanders (Salamandra salamandra terrestris LacÉpÈde, 1788) im Naturpark Südeifel sowie im rheinland-pfälzischen Teil des Naturparks Nordeifel (Amphibia Urodela Salamandridae). - Dendrocopus 44: 7-20.