Holzwespen-Schlupfwespe ist Insekt des Jahres
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Parasiten sind in der Bevölkerung meist negativ behaftet. In intakten Ökosystemen erfüllen sie jedoch durch die Bestandsregulation ihrer Wirte häufig eine zentrale Funktion. Ein Beispiel hierfür ist die Holzwespen-Schlupfwespe (Rhyssa persuasoria). Durch ihre Lebensweise wird die Vermehrung holzschädigender Holzwespen begrenzt, weshalb sie in der Forstwirtschaft als Nützling gilt. Da hierdurch der Einsatz von Pestiziden reduziert werden kann, trägt die Art letztendlich auch zum Erhalt biologischer Vielfalt bei. Koordiniert durch das Senckenberg Deutsche Entomologische Institut (SDEI) wurde die Holzwespen-Schlupfwespe von einem unabhängigen Kuratorium, bestehend aus Insektenkundlern und wissenschaftlichen Einrichtungen, zum „Insekt des Jahres 2025“ gekürt.
Erkennungsmerkmale
Die Holzwespen-Schlupfwespe zählt zur Ordnung der Hautflügler, welcher auch Bienen, Hummeln oder Ameisen angehören. Die durchscheinenden, häutigen Flügel sind für die Namensgebung dieser Insektenordnung verantwortlich. Darüber hinaus ist die Holzwespen-Schlupfwespe an ihren orange-roten Beinen, ihren langen Fühlern und vor allem an ihrem schlanken, dunkel gefärbten Körper (zwischen 18 bis 35 mm lang) mit weißen Flecken zu erkennen. Charakteristisch für die Weibchen ist zudem der auffällig lange Legebohrer, welcher nicht mit einem Stachel verwechselt werden sollte. Die Art stellt für Menschen, Haustiere oder Pflanzen keine Gefahr dar.
Lebensweise und Lebensraum
Der Legebohrer ermöglicht den Weibchen stattdessen, ihre Eier auf die im Holz versteckten Larven der Holzwespen abzulegen. Deren Aufenthaltsort erkennt die Holzwespen-Schlupfwespe am Geruch der holzabbauenden Pilze, die die Holzwespen-Larven begleiten. Dadurch kann das Weibchen seine Eier treffsicher ablegen. Die Larven der Holzwespen-Schlupfwespe ernähren sich anfangs von austretender Körperflüssigkeit der Holzwespen-Larven und fressen diese letztendlich fast vollständig auf, was zwangsläufig zu deren Tod führt. Die Holzwespen-Schlupfwespe ist somit streng genommen kein Parasit, der seinen Wirt grundsätzlich am Leben lässt, sondern ein sogenannter Parasitoid. Die Larven der Holzwespen-Schlupfwespe überwintern anschließend in einem Kokon im ehemaligen Fraßgang ihrer Wirte.
Die erwachsenen Tiere fliegen von April bis etwa August und ernähren sich beispielsweise von den Ausscheidungen von Blattläusen (Honigtau). Ihr Auftreten ist abhängig vom Vor-kommen von Nadelbäumen, da nur hier ihre Wirte, die Holzwespen, leben. So ist die Art überwiegend in Nadel- oder Mischwäldern zu finden.
Schutzstatus und Verbreitung
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz greift für die Holzwespen-Schlupfwespe der allgemeine Artenschutz (§39 BNatSchG). Demnach ist es verboten, die Art mutwillig zu beunruhigen o-der ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Weiterhin sind die Lebensstätten der Art nicht ohne vernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören.
Die Holzwespen-Schlupfwespe wurde aufgrund ihrer Bedeutung als biologischer Schädlingsbekämpfer in Neuseeland, Australien sowie in verschiedenen Ländern Südamerikas unter anderem zur Kontrolle der dort eingeschleppten Blauen Fichtenholzwespe (Sirex noctilio) bewusst angesiedelt. Natürlicherweise kommt sie auf der gesamten Nordhalbkugel außerhalb der Tropen vor, also in Nordamerika, Nordafrika, Asien und Europa.
Das Insekt des Jahres 2025 kann somit auch in Rheinland-Pfalz in entsprechender Nähe zu Nadelbäumen beobachtet werden. Um die Übersicht über den Bestand der Art in Rheinland-Pfalz zu verbessern, sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen! Sie haben eine Holzwespen-Schlupfwespe gesehen? Bitte beim Artenfinder melden.
Mehr Infos zur Holzwespen-Schlupfwespe:
SCHWARZ, M., SPASOJEVIC, T., SCHMITT, T. und SCHULZE, W. (2025): Die Holzwespen-Schlupfwespe Rhyssa persuasoria (LINNAEUS, 1758): Insekt des Jahres 2025 für Deutschland, Österreich und die Schweiz. – Entomologica Austriaca 32: 149-159 (Artikel hier abrufbar).