| Messungen in Mainz-Hechtsheim

Erste Ergebnisse zur Belastung durch ultrafeine Partikel

Der rote Messcontainer steht auf einer Wiese vor Wohnhäusern.
Der Messcontainer bei Inbetriebnahme in Mainz-Hechtsheim

Seit Mitte März werden in Mainz-Hechtsheim Messungen zur Luftqualität, insbesondere zur Anzahl ultrafeiner Partikel (UFP) durchgeführt. Der angekündigte Zwischenbericht der gemeinsamen Messungen des Landesamtes für Umwelt Rheinland-Pfalz (LfU) und des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) legt nun nahe, dass die Ultrafeinstaub-Konzentration in Mainz-Hechtsheim im Schnitt ca. 30 Prozent niedriger ist als an anderen Messstellen im Rhein-Main-Gebiet.

„Mit der Messstation in Mainz-Hechtsheim zur orientierenden Bestimmung der Partikelanzahlkonzentration (UFP) haben wir Neuland betreten. Auch wenn es noch keine gesetzlichen Vorschriften gibt, Ultrafeinstaub zu überwachen, ist es mir wichtig die Gesundheit von Mensch und Umwelt zu schützen. Die Messstation soll Daten liefern, die Rückschlüsse auf die Luftqualität und mögliche Ursachen liefern können. Damit erlangen wir Erkenntnisse, die die Grundlage für Diskussionen und politische Entscheidungen sind. Nun lösen alle Beteiligten das Versprechen ein, nach rund einem halben Jahr erste Zwischenergebnisse zu präsentieren“, so Klimaschutzministerin Katrin Eder.

Kurzfristige, hohe Konzentrationswerte treten demnach in Mainz-Hechtsheim deutlich seltener auf als beispielsweise an den hessischen Messstellen in Raunheim und Frankfurt-Schwanheim. Wie die bisherigen Messungen ergaben, wird die UFP-Konzentration in Mainz-Hechtsheim von der Windrichtung beeinflusst. Weht der Wind aus südlichen bis westlichen Richtungen, liegt die Konzentration deutlich niedriger als bei nördlichen oder nordöstlichen Windrichtungen. In diesem nördlich bis östlichen Richtungssektor liegt das Mainzer Stadtgebiet mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Quellen. Die höchsten Konzentrationswerte werden für Wind aus Nordost verzeichnet. In dieser Richtung liegen unter anderem stark befahrene Straßen, Industriestandorte, etwa in Rüsselsheim, und der Frankfurter Flughafen.

Mit Hilfe der Messungen soll untersucht werden, inwieweit der Betrieb am Frankfurter Flughafen die Partikelkonzentration in Mainz-Hechtsheim beeinflusst. Aus bisherigen Berichten des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) geht hervor, dass während des Flugbetriebs und Wind aus Richtung des Flughafens beispielsweise in Raunheim und Frankfurt-Schwanheim ein abrupter Anstieg der UFP-Konzentrationen kurz nach 5 Uhr sowie ein starker Abfall nach 23 Uhr zu beobachten ist. In Mainz-Hechtsheim ist ein solch charakteristischer Tagesgang nicht zu verzeichnen. Stattdessen ist ein grundsätzlicher Anstieg der Konzentration in den Morgenstunden und ein schwächerer zweiter Anstieg in der ersten Nachthälfte zu beobachten. Inwieweit direkt überfliegende Flugzeuge oder der Herantransport von Schadstoffen aus der unmittelbaren Umgebung des Flughafens relevante Quellen für die lokale Luftqualität in Mainz-Hechtsheim darstellen, wird im detaillierten Bericht nach Abschluss der Messungen thematisiert. Dass es auch außerhalb der Flugzeiten zu Ultrafeinstaubbelastungen kommt, kann an mehreren Emissionsquellen liegen. Bekannt ist, dass u.a. das Verbrennen fossiler Rohstoffe sowohl bei Fahrzeugen als auch beim Heizen, ebenso wie das Verbrennen von Holz Ultrafeinstäube verursacht. Um mögliche Quellen von Ultrafeinstaub möglichst exakt bestimmten zu können, ist es wichtig, die Heizperiode abzuwarten.

Zum aktuellen Zeitpunkt existieren weder einheitliche Messverfahren, Messverpflichtungen sowie Grenz- oder Zielwerte für UFP. Dennoch gibt es Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur allgemeinen Einstufung von UFP-Konzentrationen. Laut deren Luftgüteleitlinien ist die UFP-Konzentration in Mainz-Hechtsheim nur selten als hoch einzuschätzen. Der Stundenmittelwert ist in Mainz-Hechtsheim in bislang 2 Prozent der erfassten Stunden höher als der WHO-Orientierungswert von 20 000 Partikel pro cm³. Der Tagesmittelwert liegt an 12 Prozent der gemessenen Tage über dem Orientierungswert von 10 000 Partikel pro cm³. Im Vergleich zu den anderen UFP-Messstellen im Rhein-Main-Gebiet ist dies deutlich seltener. So wird beispielsweise der Orientierungswert für das Tagesmittel in Frankfurt-Schwanheim an fast jedem zweiten Tag überschritten. Der Zwischenbericht liefert erste Erkenntnisse, die bislang kein eindeutiges Bild, das auf den Flughafen als Hauptursache schlussfolgern lässt – anders als beispielsweise bei der Messstation in Schwanheim, die deutlich näher am Flughafen liegt.

Die Messungen in Hechtsheim werden bis mindestens April 2024 fortgesetzt, um auch die anstehende Heizperiode zu berücksichtigen. Anschließend werden die Messungen ausgewertet, umfänglich analysiert und in einem detaillierten Bericht vorgelegt.

 

Hintergrund zu ultrafeinen Partikeln

Als ultrafeine Partikel (UFP) beziehungsweise Ultrafeinstaub werden Partikel mit einem Durchmesser kleiner als 100 Nanometer (nm) bezeichnet. UFP sind damit die kleinsten festen und flüssigen Teilchen in unserer Luft. Diese besonders kleinen Feinstaubpartikel stellen ein potentielles gesundheitliches Risiko dar. Anders als größere Feinstaubpartikel können sie aufgrund ihrer geringen Größe sehr tief in die Lunge eindringen und in den Blutkreislauf gelangen.

Die Überwachung der Konzentration ultrafeiner Partikel ist derzeit nicht gesetzlich vorgeschrieben und es existieren keine gesetzlichen Grenz- oder Zielwerte, die eingehalten werden müssen. In den aktuellen Luftgüteleitlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind erstmals zur Einordnung der Partikelanzahlkonzentration Orientierungswerte genannt. Die Konzentration wird danach als hoch eingeschätzt bei Überschreitung eines Stundenmittelwerts von 20 000 Partikeln pro cm³ oder bei Überschreitung eines Tagesmittelwerts von 10 000 Partikeln pro cm³.

Die hier beschriebenen Messungen in Mainz-Hechtsheim finden im Rahmen eines Kooperationsvertrages zwischen dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz (LfU) und dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) statt. Dieses Projekt wird vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität bezuschusst.

Das Sondermessprogramm „ultrafeine Partikel“ des HLNUG wird durch das Forum Flughafen und Region (FFR) finanziell unterstützt. Weiterhin wird im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie des FFR der Einfluss des Frankfurter Flughafen auf die Ultrafeinstaubkonzentration in der Rhein-Main-Region untersucht (https://www.ultrafeinstaub-studie.de/).

 

Weitere Informationen

Link zum Zwischenbericht (PDF-Datei): https://luft.rlp.de/fileadmin/luft/ZIMEN/Sonderberichte/MZ-Hechtsheim_Ultrafeinstaub_Zwischenbericht_07122023.pdf

aktuelle Messwerte des LfU: https://luft.rlp.de/de/zentrales-immissionsmessnetz-zimen/luftschadstoffe/#c89587  (Auswahl UFP)

HLNUG Sondermessprogramm UFP: https://www.hlnug.de/?id=14862

aktuelle Messwerte des HLNUG: https://www.hlnug.de/messwerte/datenportal  

#Themen

Umwelt

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