Bessere Mainzer Luft durch neue Busflotte?
Reduzierung der NO2–Konzentrationen im Jahr 2019 durch Umrüstung der Busflotte in Mainz
Die Stickstoffdioxid-Konzentrationen (NO2-Konzentrationen) sind europaweit vom Jahr 2018 auf das Jahr 2019 zurückgegangen - dies zeigen die Ergebnisse der Ländermessstellen deutlich. Bei genauerer Betrachtung sind die Konzentrationsabsenkungen in den Ländern jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt und zum Teil regional sehr verschieden. Die Gründe für die Effekte sind sehr vielschichtig.
Einen großen Einfluss haben die Entwicklung der Fahrzeugflotte und verkehrsleitende Maßnahmen. Auch die Meteorologie spielt immer eine maßgebliche Rolle, wenn es um die Interpretation der Messergebnisse geht. Nur selten ist es möglich, die Effekte so voneinander zu trennen, dass man sie einem bestimmten Einfluss zuordnen kann.
Das Beispiel Mainz
In Mainz gibt es für die Analyse der Konzentrationsentwicklung eine günstige Situation in der Bahnhofstraße im Mainzer Stadtkern - dies zeigen die Messungen, die das Landesamt für Umwelt (LfU) an dieser Stelle mit Passivsammlern durchführt. Hier fällt zunächst auf, dass sich die Jahresmittelwerte der Messjahre 2018 und 2019 um 18 µg/m³ nach unten entwickelt haben. Das nebenstehende Diagramm zeigt, dass die NO2-Belastung seit 2012 in der Bahnhofstraße nahezu unverändert war. Es ist sehr deutlich zu erkennen, dass danach die Konzentration von 55 µg/m³ im Jahr 2018 auf 37 µg/m³ im Jahr 2019 gefallen ist.
Im parallelen Zeitraum haben sich die Belastungen an den anderen Messstellen in der Mainzer Innenstadt um 7 – 8 µg/m³ verkehrsnah und um 3 – 5 µg/m³ an den städtischen Hintergrundstationen reduziert. Die Messstelle Bahnhofstraße weist somit den mit Abstand stärksten Trend zu niedrigeren Konzentrationen auf, auch dann, wenn man den Trend relativ zum Belastungsniveau betrachtet. Der Hintergrund dieses Effekts wird nachstehend genauer erläutert.
Besondere Gegebenheiten in der Bahnhofstraße in Mainz
Wie bereits eingangs erläutert, ist es nur selten möglich, Effekte zur Reduzierung von Stickstoffdioxid-Immissionen voneinander zu trennen, um sie einem bestimmten Einfluss zuzuordnen.
Durch die besonderen Gegebenheiten in der Bahnhofstraße in Mainz ist dies jedoch möglich gewesen, weil die Anzahl der Einflussparameter in diesem Straßenabschnitt stark eingeschränkt werden konnte.
Im Jahr 2017 wurde die Bahnhofstraße, in der bis dahin eine Mischung aus Individualverkehr und Busverkehr herrschte, für die Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit neugestaltet. Nach diesen Umbaumaßnahmen wurde die Straße für den Individualverkehr gesperrt, so dass die lokalen Emissionen von Stickoxiden nahezu ausschließlich dieselbetriebenen Busse zuzuordnen waren. Täglich sind in dieser Straße etwa 1100 Busbewegungen zu verzeichnen. Der Jahresmittelwert 2018 von 55 µg/m³ ist also zum weitaus größten Teil dem öffentlichen Busverkehr zuzuordnen.
Im Herbst 2018 fällte das Verwaltungsgericht Mainz ein Urteil, durch das die Überarbeitung des Luftreinhalteplans vorgeschrieben wurde. Dieselfahrverbote mussten als Maßnahme zur Reduzierung der Immissionen in Betracht gezogen werden, sofern die Grenzwerte bis zum 30.06.2019 nicht flächendeckend im gesamten Stadtgebiet eingehalten sind.
Umrüstung der Busflotte macht den Unterschied
Vor diesem Hintergrund hatte die Stadt Mainz von ihren 147 Bussen zwischen Oktober 2018 und Februar 2019 ca. 100 Busse mit SCR-Katalysatoren ausgerüstet. Ferner wurden 23 ältere Euro- 4- / Euro-5-Busse durch neue Euro-6-Busse ersetzt, sodass der größte Teil der Busflotte im Jahr 2019 auf den Stand Euro-6 gebracht war. Die verbleibenden Busse, die diese Norm nicht erreichen, werden nur mit verminderter Priorität eingesetzt.
Folglich wurde die Bahnhofstraße in Mainz im Jahr 2018 nur von Bussen ohne Euro-6- Status befahren und im Jahr 2019 zum allergrößten zeitlichen Anteil nur von Bussen, die mittels SCR-Katalysatoren auf Euro 6-Norm aufgerüstet worden sind.
Auf diese Weise ist es möglich, die Belastungsreduzierung um -18 µg/m³ abzüglich von etwa 4 µg/m³ Konzentrationsabfall, der auch an den städtischen Hintergrundstationen zu verzeichnen war, mit der Umrüstung der Busflotte zu erklären.
Ihr Ansprechpartner
Referat Immissionen und Emissionen Luft
Frank Bunzel
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E-Mail: Frank.Bunzel(at)lfu.rlp.de