Artenschutzprojekt „Zarte Rubinjungfer"

Vorkommen

Scharlachlibelle, Späte Adonislibelle (Ceriagrion tenellum)

Die Zarte Rubinjungfer, Späte Adonislibelle oder Scharlachlibelle (Ceriagrion tenellum) ist eine vornehmlich im südwestmediterranen Raum (Frankreich und Spanien) verbreitete Art. In Deutschland kommt sie vor allem im Bodenseeraum und in der Norddeutschen Tiefebene vor, wo auch ihre nördlichste Verbreitungsgrenze liegt.

In Rheinland-Pfalz war nur ein Fundort von Ceriagrion tenellum mit einer "schwachen Population" in der Eifel bekannt. Zum Zeitpunkt der Projektkonzipierung war unbekannt, ob dieser noch von der Art besiedelt ist. Die Zarte Rubinjungfer ist ein sehr guter Indikator für kalkreiche Bäche und Kalkflachmoore und eine unter umweltdidaktischen Gesichtspunkten gut einsetzbare Art aufgrund ihrer auffälligen Färbung, die bei Kleinlibellen sonst fast nur in den Tropen vorkommt.

Als Leitart des prioritären Lebensraumtyps „Kalkreiche Sümpfe“ und der „Kalkreichen Niedermoore“ kommt ihr eine herausragende Stellung als Bioindikator für den Zustand der Kalkflachmoore zu. Weiterhin wird die Art in den Lebensraumtypen „Geschädigte Hochmoore“ und in „Übergangsmooren“ nachgewiesen, wenn flache, leicht durchströmte Gewässer vorhanden sind. Besonders in Norddeutschland wird dieser Lebensraumtyp prioritär besiedelt, während in Süddeutschland die flachen Kalkgewässer und Schneidröhrichte bewohnt werden.

Gefährdung

Die Zarte Rubinjungfer ist in Deutschland und Rheinland-Pfalz in der Roten Liste Libellen als Art der Kategorie 1 „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.

[Der Stand der Roten Listen ist den Quellenangaben in ARTeFAKT zu entnehmen.]

Nach den Kartierungen in den Jahren 2007 und 2008 der potenziellen Entwicklungsgewässer für die Zarte Rubinjungfer musste festgestellt werden, dass die Art in Rheinland-Pfalz bereits ausgestorben ist. Der zuletzt 1980 nachgewiesene – und bis dahin einzige – Fundort in Rheinland-Pfalz wurde durch den Bau eines Autobahn-Brückenpfeilers zerstört. Auch an allen anderen geeigneten Standorten konnte die Art nicht nachgewiesen werden.

Hauptursache für das Aussterben von Ceriagriontenellum in Rheinland-Pfalz ist der Verlust geeigneter Lebensräume. Alle untersuchten potenziellen Lebensräume befinden sich in keinem günstigen Eignungszustand für die Zielart. Der Nutzungsdruck durch landwirtschaftliche Aktivitäten gefährdet den FFH-Lebensraumtyp „Kalkflachmoore“ ebenso wie andere prioritäre Lebensraumtypen des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000, welche die bevorzugten Habitate der Zarten Rubinjungfer darstellen.

Schutz

Die Zarte Rubinjungfer gehört zu den streng geschützten Arten nach § 7 des Bundesnaturschutzgesetzes. Um zu gewährleisten, dass sich die Zarte Rubinjungfer wieder in Rheinland-Pfalz ansiedeln kann, müssen aktiv Habitatgestaltungsmaßnahmen ergriffen werden. Dazu gehört u. a. die Schaffung von potenziell zur Besiedlung durch Libellen, insbesondere für Ceriagrion tenellum, geeigneten Entwicklungsgewässern. Geeignete Maßnahmen sind die standortangepasste Entwicklung von großflächig überrieselten Flächen, die Anhebung des Wasserstandes in Kalkflachmooren und die Entwicklung von Flachgewässern an standörtlich geeigneten Stellen. Zudem sollte sichergestellt werden, dass alle prioritären Lebensraumtypen des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000 im notwendigen Umfang fachlich und rechtlich gesichert werden. Des Weiteren sollten Standorte zur Entwicklung der Lebensraumtypen „Kalkreiche Sümpfe“ und „Kalkreiche Niedermoore“ festgelegt werden.

Weitere Informationen zum Artenschutzprojekt „Zarte Rubinjungfer“ können Sie dem Bericht zum Artenschutzprojekt entnehmen.

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