Biologische Gewässerüberwachung
Fließgewässer
Bei der biologischen Fließgewässerüberwachung der rheinland-pfälzischen Bäche und Flüsse lautet die zentrale Frage: "Wie ist der ökologische Zustand der Gewässer?"
Das Ziel der Umweltverwaltung ist es, möglichst alle Gewässer langfristig in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen. Für die Durchführung dieser Aufgabe bestehen durch das Landeswassergesetz sowie die Oberflächengewässerverordnung (OGewV) aufgrund der europäischen Wasserrahmenrichtlinie klare gesetzliche Vorgaben. Die komplexe Fragestellung nach dem ökologischen Zustand der Gewässer berührt die Wasserqualität und die Struktur des Gewässers als Lebensraum. Daher werden mehrere biologische „Qualitätskomponenten“ in den Gewässern an repräsentativen Abschnitten durch das Landesamt für Umwelt (LfU) landesweit untersucht. Es sind dies:
- die Gruppe der wirbellosen Tiere des Gewässergrundes – das sogenannte Makrozoobenthos
- die Fische
- die Wasserpflanzen und Algen des Gewässergrundes, die sogenannten Makrophyten und das Phytobenthos sowie
- die freischwebenden Algen, das Phytoplankton (diese Algen entwickeln sich außer in Seen nur in großen Fließgewässern wie Rhein, Mosel, Lahn und Saar)
Mit Hilfe dieser biologischen Qualitätskomponenten, die je nach Art der Belastung eines Gewässerabschnittes bzw. Wasserkörpers in jeweils unterschiedlicher Kombination untersucht werden, kann der ökologische Zustand in fünf Klassen bewertet werden („sehr gut“ bis „schlecht“). Es sollen nach Möglichkeit die wesentlichen noch bestehenden Gewässerbelastungen wie restliche Abwasserbelastungen und Einträge von überdüngenden Pflanzennährstoffen wie auch für die Tierwelt der Gewässer ungünstige Gewässerstrukturen durch die biologischen Bewertungen erkannt und bewertet werden. Die Bewertungen erfolgen hierbei unter Berücksichtigung des jeweiligen Gewässertyps. Die aktuellen Informationen zum ökologischen Gewässerzustand dienen als eine wesentliche Grundlage für künftige Maßnahmen und Investitionen zur Verbesserung von Gewässerschutz und naturnaher Gewässerentwicklung. Diese Verknüpfung ist z.B. in den „Beiträgen zum Bewirtschaftungsplan für die internationale Flussgebietseinheit Rhein nach der europ. WRRL für die Gewässer in Rheinland-Pfalz“ nachzulesen.
In Rheinland-Pfalz liegen aktuelle Zustandsbewertungen für 350 Fließgewässer-Wasserkörper vor, die die gesamte Landesfläche repräsentieren. Das Messnetz umfasst derzeit über 1.170 biologische Untersuchungsstellen. Die Ergebnisse zum ökologischen Gewässerzustand sind im „Gewässerzustandsbericht 2010“ umfassend und für die großen Regionen zusammenfassend dargestellt, methodisch erläutert und mit vielen, interessanten Themen rund um die Gewässerbewertung aufbereitet. Auch auf die Biodiversität unserer Gewässer wird eingegangen. Eine aktuell gültige Gewässerzustandsbilanz findet sich im „Rheinland-pfälzischen Bewirtschaftungsplan 2016-2021“.
Die ökologische Gewässerbewertung wird im Rahmen des landesweiten, biologischen Gewässermonitorings im Turnus von rund sechs Jahren aktualisiert. Nach den landesweiten Monitoringrunden 2010 und 2015 wird der nächste Aktualisierungsschritt 2021 erfolgen.
Auch ältere Informationen zur „klassischen“ biologischen Gewässergüte rheinland-pfälzischer Gewässer sowie zum Sonderprogramm des Langzeitmonitorings zur Gewässerversauerung liegen vor (Gewässergütekarte Rheinland-Pfalz 2004). Mit letzterem wird der Trend der Fließgewässerversauerung an 10 Messpunkten kleiner Bachoberläufe im Hunsrück seit 1982 beobachtet. Die aktuelle Auswertung (Stand 2018) über einen 30-jährigen Zeitraum zeigt eine langsame Abschwächung der Versauerungserscheinungen in kleinen Fließgewässern parallel zur verringerten Luftbelastung mit säurebildenden Luftschadstoffen..