Stoffstrommanagement für Bau- und Abbruchabfälle - Impulse für Rheinland-Pfalz
Zum Thema "Stoffstrommanagement mineralischer Bauabfälle – Impulse für Rheinland-Pfalz" fand am 4. Oktober 2010 im Mainzer Rathaus eine Tagesveranstaltung statt, eine gemeinsame Initiative vom Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht, dem Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz sowie dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu). Die Tagung gliederte sich in drei Themenblöcke und richtete sich an die Fachöffentlichkeit.
Hintergrund
Mineralische Bauabfälle stellen mit Abstand die bedeutendste Abfallfraktion dar. Jährlich müssen pro Bundesbürger mehr als 1,6 Tonnen Bodenaushub und 0,6 Tonnen Bauschutt entsorgt werden.
Das Aufkommen an mineralischen Bauabfällen wird in Zukunft tendenziell ansteigen. Durch den demographischen Übergang, in dem sich unsere Gesellschaft befindet, wird sich die Bautätigkeit auf den Erhalt und die Ertüchtigung der bestehenden Verkehrsinfrastruktur konzentrieren; einhergehend mit einer Siedlungsentwicklung, die im Baubestand selbst und weniger in der Ausweisung neuer Baugebiete liegen wird.
Dies dient dem Schutz von Natur und Landschaft. Schon im Jahre 2009 konnte der Flächenbedarf für die Erweiterung der Siedlungsflächen in Rheinland-Pfalz auf einen für den Nachkriegszeitraum historischen Tiefstand von deutlich unter 1ha/Tag vermindert werden.
Die weiter rückläufige Baustoffnachfrage bei gleichzeitig ansteigendem Aufkommen an mineralischen Bauabfällen verdient besondere Beachtung. Die klassischen Möglichkeiten der Rückführung der Baurestmassen in den Straßen- und Wegebau müssen weiter ausgebaut und darüber hinaus neue Verwertungswege erschlossen werden. Gelingt dies, ist damit eine große Chance zum Schutz von Ressourcen und zur Minderung des mit der Rohstoffgewinnung einhergehenden Eingriffes in den Natur- und Landschaftshaushalt verbunden.
Optimierung des Stoffstrommanagements – wichtige Impulse aus Rheinland-Pfalz
In Rheinland-Pfalz konnten zur Optimierung des Stoffstrommanagements von mineralischen Bauabfällen wichtige Impulse gesetzt werden. Diese Maßnahmen wurden auf der Tagung vorgestellt und sollen auch über Rheinland-Pfalz hinaus eine möglichst weite Verbreitung finden.
Das Landesamt für Geologie und Bergbau stellte einen Ansatz zur Anpassung bestehender bergrechtlicher Genehmigungen zum Verfüllen von Abgrabungen im Rahmen der Rekultivierungen an das aktuelle Bodenschutzrecht vor. Zukünftig ist nur noch unbelastetes Bodenmaterial zugelassen. Die Anpassung der Bescheide hat vor Gericht bestanden und kann als wichtige Richtschnur auch für andere Bundesländer dienen.
Seit vielen Jahren ist mit Recycling(RC)-Beton ein ressourcenschonender Beton als Baustoff für den klassischen Hochbau zugelassen. Nur mit diesem Baustoff ist es bislang möglich, für Hochbaurestmassen den Materialkreislauf zu schließen und Gesteinskörnungen herzustellen, die zur Substitution von Kies und gebrochenem Naturstein in der Betonherstellung Verwendung finden können. In Ludwigshafen wurde 2009/2010 ein erstes Wohngebäude nahezu ausschließlich aus diesem Baustoff errichtet. Dieses Vorhaben hat mittlerweile Wellen geschlagen und über die Landesgrenzen hinaus als Impuls für weitere derartige Bauvorhaben gedient.
Bei der klassischen Verwertung über den Straßen- und Wegebau gibt es ebenfalls sehr erfolgversprechende Ansätze im Lande. Zahlreiche Bauschuttrecycler sind in der Lage, hochwertige Baustoffe für Schottertragschichten und Frostschutzschichten für den Straßenbau herzustellen; zusätzlich sind diese güteüberwacht und zertifiziert. Die technischen Lösungsansätze wurden bei der Tagung anhand von zwei Praxisbeispielen vorgestellt.
Die Vorträge zum Download finden Sie in der Programmübersicht.
Die Tagung ist ein weiterer Schritt zur Optimierung der Verwertung mineralischer Bauabfälle. So wurde zunächst in einem ersten Projekt anhand zweier Beispielsregionen in Rheinland-Pfalz der Status der Entsorgung mineralischer Bauabfälle erhoben. In einem zweiten Schritt wurden im direkten Austausch zwischen „Befürwortern“ und „Skeptikern“ auf kommunaler Ebene die guten Beispiele aus Rheinland-Pfalz im Rahmen von vier Fachgesprächen vorgestellt und erörtert. Den Bericht zu den Workshops finden Sie hier.